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Channel: Rosalies Midlife Crisis
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Vierzehn Tage im Leben von Rosalie...

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Meine Tochter hat mich heute Morgen gefragt, weshalb im Wohnzimmer eigentlich eine solche Unordnung herrsche... Sie meinte den Esstisch, der mit meiner Buchhaltung, Notebook und ziemlich viel Papier belegt ist, zwei Stapel Zeitungen und Post, die auf zwei Stühlen darauf wartet, endlich "erlesen" zu werden. Vielleicht auch die beiden transparenten Boxen mit Farbe und Bastelzeugs und den halb fertigen Kartonschrank für die Monster High Girls, und das Chaos in der offenen Küche... Da steht gerade ziemlich viel herum, da der Geschirrspüler sich noch nicht von selbst ausgeräumt hat und überhaupt... Verflixt, ich hab die Küche doch gerade erst gemacht?! Und nun herrscht schon wieder Chaos...  Und da war da noch der volle  Wäscheständer, den ich inzwischen nach draussen gestellt habe, bevor die Sonne (!) sich schon wieder verzieht!  Bevor ich etwas erwidern konnte, hat sie ihre Frage gleich selbst beantwortet:  "Ach, ich weiss ja, Mama, Du hast viel um die Ohren!"... 

Stimmt! Und deshalb komme ich einfach nicht zum Schreiben und wenn ich alles aufschreiben würde, was in den letzten 14 Tagen passiert ist, dann würde dieses Post mal wieder rekordverdächtig lang. Also mache ich es kurz! Naja, ich versuch's! Ach was - es wird mir eh nicht gelingen. Ihr kennt mich ja. ;-)

Also...


Meine Geburtstagseinladung vom 16. Juni war ein voller Erfolg. Ich hatte zum einen meine übersichtlich kleine Verwandtschaft eingeladen (Mama, meine Schwester mit Kids und Gatte und meine Cousine, die Patentante meiner Tochter) sowie zwei befreundete Familien und zwei Ehepaare, die ich zu meinem engsten Freundeskreis zähle. Und meinen Mann, der nach dem Segeln am späteren Nachmittag auch noch auf ein Glas Wein vorbeigekommen ist, was ich geschätzt habe. Eines der Ehepaare und die eine Familie hat er seit unserer Trennung schon mehrmals getroffen und auch schon eingeladen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass mir gegenüber irgendwelche "Ressentiments" vorhanden sind. Das ist eine gute Erfahrung und ich bin zuversichtlich, dass wir nach der Trennung so miteinander umgehen können,  wie wir uns das vorgestellt haben und dies gilt auch für den Umgang mit unserem Freundeskreis.

Ich werde den zweiten Teil meiner engsten Freunde  zu einem späteren Zeitpunkt einladen, denn 13 Erwachsene und 8 Kinder schienen mir fürs Erste genug auf einmal... Das Wetter war zum Glück perfekt, so dass man auch draussen sitzen konnte und die Ambiance an diesem Sonntag Nachmittag war angenehm und entspannt und meine Freundinnen waren begeistert von der Wohnung und nicht zuletzt von meiner Einrichtung... ;-)

 * * * * * *

Am Vortag meiner Einladung war ich übrigens von morgens 08.15 Uhr bis abends um 18.00 Uhr auf Gartenexkursion mit meinem Verein und habe drei sehr schöne Gärten besichtigt und den Abend habe ich dann spontan mit alten Freunden und meinem Mann bei ihm auf der Terrasse verbracht und um 23.00 Uhr bin ich mit den Kindern in meine Wohnung gefahren. Ich spreche von Haus und Wohnung, aber eigentlich wohne ich hier am neuen Ort auch wie in einem Einfamilienhaus. Die Wohnung erstreckt sich über zwei Stockwerke und vom Erdgeschoss blicke ich gegen Osten und Süden auf eine Rasenfläche und es gibt Bäume und Blumen. Der Mann in der Dachwohnung ist selten zu Hause und sehr unkompliziert, so dass ich Waschmaschine und Tumbler benutzen kann, wann immer es mir in den Sinn kommt. Wie früher im eigenen Haus. 

 * * * * * *

Zum nächsten Punkt: Der Urlaub von meinem Schatz! Nachdem unsere ursprünglichen Urlaubspläne in südlicheren Gefilden nicht realisiert werden konnten, schienen zwei Wochen Balkonien in Berlin nicht wirklich eine verlockende Option, zumal das Wetter.... Ihr wisst schon. Ich habe lange hin und her überlegt und schliesslich haben wir kurzfristig - as usual - (um)disponiert. Eine Woche Ferien in der Schweiz! Und obwohl klar war, dass wir nicht die ganze Zeit würden zusammen sein können, war die Aussicht auf ein paar gemeinsame Tage, zwischendurch kurze Treffen und aller Voraussicht nach ein paar gemeinsame Nächte doch sehr verlockend. Ich bin froh, dass mein Schatz ebenso spontan und unkompliziert ist wie ich, sonst würde das mit uns überhaupt nicht funktionieren! Kurz nachdem er die Flüge und das Hotel für die Zeit, in der die Kinder bei mir schlafen, gebucht hatte, stellte sich heraus, dass mein Sohn sich innert Wochenfrist einer Operation unterziehen muss... 

* * * * * 

Der Kinderarzt hatte mich bei einer Routineuntersuchung nach einem kurzen Blick auf das "Zizi" meines Sohnes an den Kinderchirurgen überwiesen und nachdem es mit der Überweisung nicht auf Anhieb geklappt hatte (unters Eis geraten!) und viele Wochen vergangen waren, hatten wir am Mittwoch vor einer Woche endlich einen Termin beim Spezialisten. Er schaute sich das Problem gefühlte fünf Sekunden lang an und bestätigte, was ich geahnt und verdrängt hatte. Es ist eine seltene Hautkrankheit, welche die Phimose verursacht bzw. akzentuiert hat! Wir mussten gleich einen OP-Termin vereinbaren.  Es war mir schon bewusst gewesen, dass er eine Phimose hatte, aber eine Zeitlang dachte ich, das sei in diesem Alter noch normal... Und ich habe meinen Sohn immer wieder gefragt, ob er denn keine Beschwerden hätte und er betonte jedes Mal und noch bis zum Tag der Operation, dass alles in Ordnung sei... Er wird bald 12 und geht virtuos mit dem Computer um, richtet sich Server ein auf Minecraft, dreht Videos, die er auf Youtube hochlädt -  das alles hat er autodidaktisch bzw. anhand von youtube-Tutorials gelernt - und er weiss über so vieles Bescheid und erscheint ganz altklug und manchmal richtig "erwachsen"... - aber er hat mir nie gesagt, dass er bald nicht mehr pinkeln kann, weil die Vorhaut immer mehr zugewachsen ist! Und beim Duschen und Baden hat er die Türe hinter sich zugemacht und gleich nach der Unterhose gegriffen, noch bevor ich einen Blick auf seinen kleinen Freund hätte erhaschen können. Sein Vater hat sich auch nie darum gekümmert und als ich ihn vor ein paar Monaten mal darauf angesprochen habe, wie "das" denn bei ihm gewesen sei in jungen Jahren, hat er nur gemeint, dass er sich nicht daran erinnern könne... 

However... es war allerhöchste Eisenbahn und von der Erstkonsultation beim Kinderchirurgen bis zur Operation sind sechseinhalb Tage vergangen... Ich habe mit mir gehadert, mir Vorwürfe gemacht, dass ich es nicht früher bemerkt habe, weil ich viel zu sehr mit mir selber und meinen Problemen beschäftigt gewesen bin und es tut mir so leid für ihn, dass er sich nun einer totalen Beschneidung unterziehen musste. Ich hätte ihm das niemals zugemutet, wenn es nicht aus medizinischen Gründen unumgänglich gewesen wäre. Der Chirurg sprach von rund 30 Fällen jährlich, die er aufgrund dieser Diagnose operiert. Ich habe ihn nicht gefragt, wie viele Operationen er im Jahr durchführt, aber allein am letzten Mittwoch Vormittag hat er mindestens sechs Kinder operiert... Und er hat ein sehr grosses Einzugsgebiet, weil er für diese Art von Eingriffen die Koryphäe ist, und alle Kinder in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, von denen ich weiss, dass sie einen Eingriff hatten, sind von ihm operiert worden.

So habe ich den ganzen Mittwoch in einem kleinen privaten Spital verbracht. Mein Sohn war sehr tapfer und wir mussten lange Warten - vor und nach dem Eingriff - aber die Betreuung durch die Pflegefachfrau war ausgezeichnet und der deutsche Anästhesist und auch der Chirurg waren sehr nett. Ich durfte mit in den Operationsraum und konnte bei meinem Sohn sein, bis er eingeschlafen ist. Es war ein seltsames Gefühl und mir wurde ein wenig mulmig und am liebsten hätte ich geheult.  Dieses Gefühl, dass sein Leben jetzt für immer anders sein wird, weil man ihm seine Vorhaut wegschneidet, das hat mir sehr zugesetzt. Am Morgen noch hatte ich im Bett auf dem iPhone einen wiki-Artikel über die Beschneidung gelesen und ein Gefühl der Ohnmacht überkam mich... 

Ich habe mit Einwilligung meines Sohnes ein Foto von seinem Zizi gemacht, damit ich es ihm irgendwann zeigen kann, falls er später mit dem Eingriff hadert, wenn er älter ist. Das Bild spricht für sich...

Ich habe alles alleine durchgestanden, wie üblich. Konnte mich mit meinem Mann nicht austauschen über meine Ängste und Sorgen und er hat nicht viel dazu gesagt ausser dass er froh sei, dass ich mich darum kümmere... Wir waren in einem Zweierzimmer und im anderen Bett war eine Frau mit einem halbjährigen Bübchen, dessen Hodenhochstand operativ behoben werden musste und der Ehemann/Vater kam dreimal vorbei um nach seiner Frau und dem Baby zu schauen und sie haben sich liebevoll ausgetauscht. Wieder einmal ist mir bewusst geworden, wie anders unser ehelicher Austausch immer gewesen ist. Mein Mann wäre wohl mitgekommen, wenn unser Sohn  im Babyalter hätte operiert werden müssen,  hätte dann aber bald gesagt, dass er ja doch nichts tun könne und wäre ins Büro gegangen. Und ich hätte bejaht...

Natürlich hat er sich per WhatsApp mehrmals erkundigt und ich habe ihm geschrieben, wie es gelaufen ist und wann er Daumen drücken soll, aber es wäre meinem Mann nicht in den Sinn gekommen, vorbeizuschauen, obwohl das Spital in 15 Autominuten erreichbar gewesen wäre. Weder hat er sich das Problem vorher angeschaut noch wäre er in der Lage gewesen, die postoperative Nachsorge zu machen. Kein schöner Anblick, fürwahr... 

Die Operation ist zum Glück komplikationslos verlaufen! Mein Junge war ausserordentlich tapfer und hat keine einzige Träne vergossen und nach einem Tag hat er den "Verband" bereits selber gewechselt. Es war geplant, dass er die erste Nacht bei der Schwiegermama verbringen wird, da ich am Donnerstag Morgen ins Büro musste. Gemusst hätte... Ich habe meinem Sohn versprochen, ihn sofort zu mir zu holen, wenn er sich nicht gut fühlt, da er natürlich Vorrang vor meiner Arbeit hat. Und obwohl er betont hat, dass es ihm gut geht, habe ich doch gespürt, dass es anders kommen wird und meinen Schatz gebeten, sich in der Nähe ein Hotelzimmer zu suchen. Und am Abend war ja noch unser Bloggertreffen abgemacht! Es hat alles geklappt mit meiner Planung und wir haben einen gemütlichen Abend mit Boelleli verbracht. Um 21.00 Uhr hat mir mein Sohn am Telefon bestätigt, dass es ihm gut gehe und als ich mit meinem Schatz um 23.00 Uhr ins Auto gestiegen bin, kam der zweite Anruf... "Mama, bitte hol mich ab!"... Und so habe ich meinen Berliner Schatz  vor seinem Hotel abgesetzt und meinen Jungen abgeholt. Er hat dann in meinem Bett geschlafen und  wir haben zweimal in der Nacht das Gazetuch gewechselt und die Wunde versorgt und so konnte er doch ein paar Stunden schlafen. Irgendwie hat es mich auch ein bisschen gefreut, dass Mama halt doch unentbehrlich ist und - so lieb er seine Grossmama hat und so nahe sie sich stehen -  er sie trotzdem  nicht an seine Wunde lassen wollte. Mama ist eben nicht zu ersetzen... :-)

* * * * *

Um 08.30 Uhr schrieb ich ein Email ins Büro und ich hoffte insgeheim, dass in meiner Abwesenheit keine weitere Rechtsverzögerungsbeschwerde angedroht würde... Letzte Woche konnte ich dies in zwei Fällen gerade noch abwenden. Das ist mir in den letzten 15 Jahren nie passiert, dass es so weit gekommen ist... Wenn ich nicht im Büro bin, bleibt meine Arbeit liegen. Und ich musste dieses Jahr schon so oft frei nehmen, so dass vieles liegengeblieben ist.  Mein Chef hat nicht auf das Mail geantwortet, hat sich aber am Freitag Nachmittag, als ich dann endlich ins Büro gehen konnte, sehr nett verhalten. 

* * * * * 

In den Tagen vor der Operation habe ich meinem Berliner Schatz die Berge gezeigt und wir haben ein paar sehr schöne Tage zusammen verbracht. Vorsichtshalber haben wir spontan eine weitere Nacht in einem sehr speziellen Hotel gebucht, die wir letztendlich dann sogar gemeinsam verbringen konnten. Die Auswahl an Hotelzimmern war nicht mehr gross - aber ich wollte schon lange gerne mal in diesem besonderen Hotel übernachten, was ich unter "normalen" Umständen aber nie gemacht hätte, da meine Wohnung ja nur wenige Kilometer entfernt liegt... ;-)

Ausflug nach Interlaken: Dinner mit Blick auf die Jungfrau! 


Am Freitag Morgen habe ich meinen Schatz an den Bahnhof gebracht und er hat seine Heimreise angetreten. Was für eine Woche! Auch für ihn. Ganz viele Eindrücke. Wir haben beide viel erlebt und er hat sieben Nächte in vier verschiedenen Betten an drei verschiedenen Orten verbracht... Aber immerhin vier davon gemeinsam mit mir! :-)
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Ach ja, Donnerstag Nacht um 21.30 kam ein Anruf von meiner Büro-Freundin - aber ich hatte gerade keine Lust ihr zu antworten... ;-) So erfuhr ich dann per SMS, in welcher Organisationseinheit ich ab September arbeiten werde, wer meine Vorgesetzten sein werden und wer sonst noch in meinem Team ist. Es ist ok.  Es hätte schlimmer kommen können... Schade nur, dass sie und ich in verschiedenen Teams sein werden. 

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Und - man glaubt es kaum -  ich habe es  in der letzten Woche sogar noch geschafft, meine Buchhaltung endlich ajour zu bringen und eine verschollene Zahlung an die Cablecom dank Nachforschungsbegehren bei der Bank, drei E-Mails und drei Telefonaten mit der Cablecom zum Vorschein zu bringen, bevor sie mir den Internet- und TV-Empfang abgeschaltet haben... Unglaublich, was für ein Chaos entsteht, wenn man beim eBanking versehentlich zwei Ziffern bei der Referenznummer auf dem Einzahlungsschein verdreht... Ich muss sagen, der Kundendienst war super, auch wenn ich für eine Firma wenig Sympathie aufbringe, die in den AGB festhält, dass eine falsche Rechnung ohne Beanstandung nach 10 Tagen als genehmigt gilt und bei Zahlungsverzug umgehend 25 Franken Mahngebühr fällig werden...

Mein Schatz sass derweil auf meinem Sofa und hat in einem der beiden Bücher gelesen, die ich ihm zum Geburtstag geschenkt habe und zwischendurch hat er mir was vorgelesen und wir haben herzhaft gelacht. Ein witziges, unterhaltsames Buch! :-)

Und am Abend vor der Operation habe ich mich abgelenkt und Blumenkistchen bepflanzt. Für die Fenster im ersten Stock. Gehört sich doch so. Hängegeranien in rosa und weiss. Der Fenstersims ist etwas schmal und ich habe mit Schnüren an einer Sicherung gebastelt und den Kasten am Geländer festgezurrt. Mein Sohn meinte nur, dass er hoffe, dass nichts runterfalle und zwei Sekunden später kippte der Kunststoffkasten nach vorn und vier Geranien und ein paar Liter Erde landeten drei Meter weiter unten auf dem Terrassenboden... Tja... Der leere Kasten ist übrigens oben geblieben. Eine Stunde später war der Schaden weggeputzt und Sohnemann hat tatkräftig mitgeholfen. Wir haben es cool genommen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. Das Projekt Blumenkisten ist vorerst vertagt - an der Befestigungslösung muss ich noch arbeiten. Es wird mir schon noch was einfallen. ;-)

Mein Auto ist vielseitig nutzbar! :-) 

Alles wird gut! Und nun muss ich aufräumen! Bevor meine Tochter nach Hause kommt! Die ist an einem Kindergeburtstag und mir bleiben noch zwei Stunden! 




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