Quantcast
Channel: Rosalies Midlife Crisis
Viewing all articles
Browse latest Browse all 33

Büroumzug

$
0
0
Büroumzug ist angesagt. Der Vierte innert dreier Jahre.  Der Fünfte in den letzten 15 Jahren. Seit unser "Laden" ohne Ende reorganisiert und restrukturiert wird, fühle ich mich dort nicht mehr "zuhause". Inzwischen geht es gar nicht mehr darum, die Effizienz zu steigern. Man wäre schon zufrieden, wenn der "Laden" wieder so effizient laufen würde wie vor der vorletzten Reorganisation. Bittere Erkenntnis nachdem Millionen in den Sand gesetzt wurden, mehrere hundert Mitarbeiter umgezogen sind und externe Berater hunderte Seiten Papier produziert haben, die vermutlich in irgendwelchen Schubladen verschwunden sind. Zahlreiche  langjährige Mitarbeiter haben das sinkende Schiff inzwischen verlassen oder sind wegen Burnout und ähnlichen Leiden krank geschrieben. Erstaunlicherweise sind es nie die unfähigen Leute, die einer Reo zum Opfer fallen und noch erstaunlicher ist es, dass die Führungspositionen nach einer Reo stets exakt wieder  mit denjenigen Personen besetzt werden, die sich schon seit Jahren durch fehlende Sozialkompetenz und teilweise sogar durch mangelnde Sachkompetenz (dis)qualifiziert haben und dafür verantwortlich sind, dass etliche der wirklich guten Leute abgewandert sind. 

Aber ich darf mich nicht beklagen.  Die Chance, anderswo einen 40%-Job zu ergattern, der ähnlich gut bezahlt ist, ist gleich Null. Also muss ich Klappe halten und das Beste daraus machen. Schliesslich bin ich privilegiert. Heute würden keine Anstellungsverträge mehr für ein Arbeitspensum von 40 %  ausgestellt. 50 % ist das Minimum, lieber noch 60 %. Alles darunter ist angeblich ineffizient.

Also füge ich mich tapfer lächelnd in mein Schicksal und stelle mich darauf ein, zum ersten Mal in dreiundzwanzig Berufsjahren ein Viererbüro zu beziehen und ich versuche, meine aktuelle Bürokollegin zu trösten, die total demoralisiert ist,  mehrmals täglich mit den Tränen kämpft und nachts nicht mehr schlafen kann. 


Die letzten beiden Kartons vom letzten Büroumzug stehen seit einem Jahr verschlossen unter meinem Pult. Ich habe sie gar nie ausgepackt und auch nichts daraus vermisst. Trotzdem werde ich den Inhalt noch durchgehen, bevor ich ihn entsorge.  Ich geniesse die letzten Tage in meinem Zweierbüro mit Tageslicht und Fernsicht. Ab nächster Woche ist es vorbei mit Privatsphäre,  Aussicht und ausreichend Tageslicht am Arbeitsplatz.


 * * * * * * * * * 

Inzwischen habe ich ausgemistet und ungefähr 20 kg Papier entsorgt. Ich bin stolz auf mich. Ausmisten ist nicht gerade einer meiner Stärken. In diesem Fall ist es mir erstaunlich leicht gefallen.  Wenn es im privaten Bereich nur auch so wäre...

Die alten Organigramme habe ich behalten. Wer weiss, wozu die noch gut sein werden. Es ist immer gut, die alten Seilschaften zu kennen... Ich habe den Eindruck, dass es  in keine gute Richtung geht und es ist erstaunlich, wie die gleichen Fehler und Fehleinschätzungen wiederholt werden. Von Leuten, die es eigentlich besser wissen müssten! Man kann sich nur verwundert die Augen reiben... 

Wir werden zu wenig Leute im Team haben, um die anfallende Arbeit innert nützlicher Frist erledigen zu können. Das ist jetzt schon klar. Und meine Bürokollegin wird das nervlich nicht durchstehen. Und ich werde als unerschütterliche Optimistin das Beste daraus machen und mit Sarkasmus und Ironie in der Pause den einen oder andern Schmunzler provozieren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass in drei Jahren wieder alles ändern wird. 

So werde ich nun diese Woche an meinem neuen Arbeitsplatz in einem neuen Gebäude mit neuen Bürokollegen in einem neuen Team von Einzelkämpfern meine Arbeit erledigen und  das Beste daraus machen. Die Arbeit selbst hat sich nicht gross verändert. Neu ist nur, dass der neue Chef gewisse Aufgabengebiete noch nicht kennt und teilweise weniger gut Bescheid weiss als seine Sachbearbeiter. Mit der Privatsphäre ist es vorerst vorbei. Nur mein Schubladenelement mit der Hängeregistratur trennt mein Pult von dem meiner neuen Büronachbarin. Sie  sitzt am Fenster und wird nun x-mal täglich hinter meinem Rücken vorbeigehen und auf meinen Bildschirm schauen. Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen. Vis-à-vis sitzen zwei weitere Mitarbeiter und ich hoffe sehr, dass die Telefone nicht ständig klingeln. Sonst wird das nichts mit konzentriertem Arbeiten. 

Ich werde in den nächsten Tagen Zimmerpflanzen kaufen und sie links und rechts von meinem Pult aufstellen. Am besten solche, die weder Licht noch Wasser brauchen und ganz und gar anspruchslos sind... So ähnlich wie diese hier. Oder hat jemand eine bessere Idee?


Pflanzenregal? Why not....












Viewing all articles
Browse latest Browse all 33

Latest Images

Trending Articles